Inhalt

Hilfen & Tipps

Bessere Ausbildungsreife durch Kooperationen
Schule-Wirtschaft

Interview mit Berit Heintz, Leiterin des Referats Bildungspolitik, Schule beim DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.

Interview mit Berit Heintz, Leiterin des Referats Bildungspolitik, Schule beim DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.

Porträt Frau Heintz

Frau Heintz, Sie kennen die Bedürfnisse vieler Unternehmen durch die regelmäßigen Unternehmensbefragungen des DIHK. Welche Art von Azubis suchen Unternehmen heute?

Berit Heintz: Natürlich suchen Unternehmen talentierte, gut gebildete Auszubildende. Aber wenn Sie mich fragen, was denn nun das Mindeste ist, worum es geht, dann sagen die meisten Unternehmen, dass die Grundqualifikationen am Ende der Schulzeit einfach sitzen müssen. Und das sind Lese- und Schreibfähigkeiten, das sind die Grundkompetenzen in Mathematik, das Umgehen mit Zahlen. Darüber klagen zwar Unternehmen immer wieder. Aber in den letzten Jahren beobachten wir im Rahmen unserer Umfrage, dass da die Zufriedenheit mit den Absolventen durchaus zunimmt. Deutlich mehr als früher wird aber über mangelnde Soft Skills geklagt: z. B. Durchhaltevermögen, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, auch Disziplin. Viele Unternehmen sagen uns heute, dass sie in der Beziehung mit den Schulabgängern nicht zufrieden sind. Und dass das zum großen Teil auch das ausmacht, wenn sie über mangelnde Ausbildungsreife klagen.

Was sagen Ihnen denn die Unternehmen, wenn Sie sie fragen, wie sie mit diesen Mängeln umgehen?

Berit Heintz: Darauf kriegen wir zunehmend die Antwort, dass die Unternehmen selbst Nachhilfe anbieten. Ob das der Ausbilder ist, der sich noch mal mit einem Jugendlichen hinsetzt und Mathe paukt, oder ob das gezielte Vorbereitungen für Prüfungen im Rahmen der Ausbildungsabschlüsse sind. Ein Großteil der Unternehmen macht auf diesem Gebiet etwas. Sie bieten darüber hinaus auch Jugendlichen, die sie möglicherweise nicht gleich in eine Ausbildung nehmen, Chancen, indem sie ihnen eine Einstiegsqualifizierung anbieten, ein längeres Praktikum, in dem sie sich beweisen können, in dem sie zeigen können, was in ihnen steckt. Zu 60 Prozent – das sind unsere Erfahrungen – werden diese Jugendlichen im Anschluss auch in eine Ausbildung übernommen.

Was können Schulen tun, um die Ausbildungsreife ihrer Schülerinnen und Schüler zu verbessern?

Berit Heintz: Ganz viele Unternehmen gehen ganz enge Kooperationen ein. Sie bieten Unterstützung im Bereich der Berufsorientierung. Sie informieren über Berufsbilder, welche Berufe in ihrem eigenen Unternehmen angeboten werden, aber auch welche Chancen sich sonst noch in einer bestimmten Region für die Jugendlichen bieten. Sie helfen bei Bewerbungstrainings und sagen, worauf es in einem Bewerbungsverfahren ankommt. Sie bieten auch ökonomische Bildung, aber auch Möglichkeiten im Bereich von Naturwissenschaft und Technik. Die Bandbreite ist sehr groß, und wir freuen uns sehr darüber, dass die Schulen und die Unternehmen verstärkt aufeinander zugehen und sich dort viel mehr Kooperationen ergeben haben, als das vielleicht noch vor zehn Jahren der Fall war.

Was können Lehrer und Lehrerinnen tun, die von diesen Kooperationen noch nichts wissen?

Berit Heintz: Ich kann nur empfehlen, auf die Industrie- und Handelskammern in den Regionen zuzugehen. Die haben alle inzwischen Ansprechpartner für die Schulen. Wenn man auf sie zugeht, dann vermitteln sie auch einen Partner aus der Region, einen Betrieb als Partner. Wir sind diese Verpflichtung im Rahmen des Ausbildungspaktes eingegangen, und wir freuen uns über jede Schule, die diesen Weg findet.