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Aus der Praxis

Lampen aus Einwegflaschen – eine Schulfirma aus Potsdam zeigt erfolgreich, wie es geht

IW Junior Landessieger erleuchtet die Wohnzimmer der Region Brandenburg

ZweiWegGlas

© ZweiWegGlas

ZweiWegGlas heißt das junge Unternehmen der Peter-Joseph-Lenné Gesamtschule in Potsdam, das aus Flaschen Lampen macht und das so erfolgreich, dass es damit Mitte des Jahres den Brandenburger JUNIOR Landeswettbewerb gewonnen hat. Die IW JUNIOR gGmbH, vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert, führt Schulfirmenprojekte mit dem Ziel durch, Jugendliche für Unternehmertum zu begeistern und für ihre Zukunft als Fach- und Führungskräfte fit zu machen. „Das war auch für mich der Reiz, bei der Sache mitzumachen: Einen Einblick zu bekommen, worauf es bei einem Unternehmen ankommt“, sagt Emily Moltmann, die mit gerade mal 17 Jahren auf ihr erstes Geschäftsjahr mit ZweiWegGlas zurückblickt.

Sie ist eins von zwei Mädchen in dem elfköpfigen Team. Mädchen trifft es nicht mehr so ganz, denn als Chefin steht sie zusammen mit ihrer Mitschülerin und den Mitschülern ganz beachtlich ihre Frau. Auch an der Ideenfindung war Emily federführend mitbeteiligt. Sie half ihrem Vater in seinem Gastronomie-Betrieb aus und fragte sich eines Tages beim Wegräumen des Leergutes, was man mit den Flaschen sonst noch so anstellen könnte, außer sie in den Altglas-Container zu werfen. Auch ihr Klassenkamerad und Sohn eines Elektrikers, Lukas Trolda, in der Geschäftsführung ihr Stellvertreter, fand, die ausrangierten Glühbirnen im väterlichen Geschäft müssten doch noch für etwas gut sein. Und so entstand die Idee, aus Einwegflaschen und Glühbirnen Zweiweg-Lampen herzustellen.

Fast 1.500 Flaschen von ZweiWegGlas erleuchten in der Region die Zimmer

Drei Modelle in jeweils zwei verschiedenen Ausführungen haben sich durchgesetzt: Eine Petroleumlampe aus kaputten Glühbirnen für 15,00 Euro, eine Deckenlampe für 43,50 Euro und eine Tischlampe für 24,50 Euro sind im Angebot. Sie stehen auf Sockeln oder hängen an Gestängen. Immer aus Holz. Immer nachhaltig. Das Holz bekommen sie aus Sägewerken und von Förstereien. Auch hier ist ihnen die Resteverwertung wichtig. „Kein Baum wird extra für unsere Produkte gefällt. Wie schon unser Name unterstreicht, geht es uns darum, Materialien wiederzuverwerten“, sagt Emily.

Diese Form der Nachhaltigkeit ist eine Voraussetzung, um beim JUNIOR-Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Denn neben der Erfahrung, eine eigene Geschäftsidee zu entwickeln und umzusetzen, „geht es uns auch gerade darum, in Zeiten des Klimawandels Ideen und Innovationen zu fördern, die dazu beitragen, den Planeten zu erhalten“, sagt Kerstin Vorberg, Geschäftsführerin der Initiative.

Gesägt, gewachst, gebohrt, geschnitten, gefeilt wird im Werkraum der Schule. „Wir haben einen großen WAT-Bereich (Wirtschaft, Arbeit, Technik) in der Schule. Den können wir benutzen und uns dort austoben“, sagt Emily Moltmann. Der Vertrieb läuft über die eigene Webseite oder auf Messen. Und das lief von Beginn an gut. Fast 1.500 Flaschenlampen von ZweiWegGlas erhellen schon nach einem Jahr am Markt die Zimmer der Region. Das ist eine Erfolgsstory.

Start mit 630 Euro Anschubfinanzierung

„Wir hatten zwar etwas Glück, dass gleich zu Beginn eine lokale Apotheke eine Großbestellung aufgab. Aber Glück gehört eben auch dazu“, sagt Geschäftsführerin Moltmann, die beinahe wie eine routinierte Konzernchefin klingt. Nur das Gehalt kann da noch nicht ganz mithalten. 50 Cent die Stunde nehmen sich die Unternehmer vom Gewinn. Wenn das der Betriebsrat hört...

Gestartet sind die Nachwuchs-Unternehmerinnen und -Unternehmer mit einer Anschubfinanzierung von Eltern, Freunden und Bekannten. Für zehn Euro das Stück konnten die Investorinnen und Investoren Anteile erwerben. 630 Euro kamen so zusammen. Genug für den Start. Am Ende des laufenden Schuljahres, wenn die Jugendlichen ihr Abitur machen, wird das Unternehmen aufgelöst. Dann werden den Finanzierenden ihre Anteile vom Gewinn ausbezahlt. Schon jetzt steht fest: Sie werden einen Gewinn machen. Der reicht wohl nicht für große Sprünge, aber schwerer wiegt, die Jugendlichen bei einem äußerst wichtigen Projekt unterstützt zu haben.

Fortsetzung könnte nach dem Abitur folgen

„Die Erfahrung zu machen, in eigener Verantwortung dieses kleine Unternehmen aufzubauen und zu führen, ist von unschätzbarem Wert“, resümiert Emily. Zwar hat auch der Schulpate des Teams, Thoma Jandt, als Lehrer im Seminarfach Berufs- und Studienvorbereitung einen großen Anteil am Erfolg. Und auch die IW JUNIOR gGmbH hat ZweiWegGlas von Anfang an mit Know-how und einem Workshop zum Thema Kommunikation unterstützt. Aber alle Unternehmensbereiche mussten die Schülerinnen und Schüler in Eigenregie konzipieren, leiten und umsetzen: Geschäftsführung, Marketing, Buchhaltung, Verwaltung und auch die Produktion.

Diese Erfahrung wollen die Nachwuchsunternehmerinnen und -unternehmer mit in ihr Leben nach der Schule nehmen. „Einige von uns überlegen derzeit sogar, ob sie die Firma nach dem Abi unter neuer Flagge weiterführen wollen“, sagt die Geschäftsführerin. Genau dieser Unternehmergeist ist es, den die Initiativen des Initiativkreises „Unternehmergeist in die Schulen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz bei Jugendlichen in Deutschland wecken wollen.