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Aus der Praxis

Man sieht bei den Planspielen direkt die Auswirkung des eigenen Handelns.

Der Name ist Programm: Mit der „Turbo-Bank“ hat die sechsköpfige Schülergruppe vom Heisenberg Gymnasium aus Hamburg-Harburg im Wettbewerbsjahr 2015 das Finale des Planspiels SCHUL/BANKER in Berlin für sich entscheiden können. Carl Cevin-Key Coste, Schüler der 12. Klasse, der soeben seine schriftlichen Abitur-Prüfungen absolviert hat, berichtet über das Spiel und die Einbettung in den Schulunterricht.

Das Gespräch wurde vom RKW Kompetenzzentrum durchgeführt.

Wie kam es dazu, dass ihr bei SCHUL/BANKER mitgemacht habt, und wie sah der Ablauf des Planspiels für euch aus?

Die Teilnahme an der Vorrunde von SCHUL/BANKER war im Rahmen unseres Wirtschafts-Unterrichts verpflichtend. Die Teilnahme am Finale war freiwillig, da hat unser Lehrer uns vorher noch gefragt, ob wir teilnehmen wollen. Bei der Vorrunde hat unser ganzer Kurs mitgemacht. Wir haben uns in mehrere Gruppen unterteilt, meine Gruppe war die „Turbo-Bank“. In der Vorrunde werden sechs Geschäftsjahre gespielt. Es geht darum, eine Bank zu steuern und dort Geschäftsentscheidungen zu treffen, die das Aktiv- und das Passiv-Geschäft betreffen und Aktien. Nach der Vorrunde wird von jedem Markt die beste Bank ausgewählt und darf nach Berlin, aber jeweils nur eine Bank pro Schule. Wir waren die beste Bank unserer Schule, deshalb durften wir fahren. In Berlin war das Spiel so ähnlich aufgebaut, nur dass die Aktienkurse weggefallen sind, weil das Finale über ein Wochenende ging. Dafür sind dann andere Geschäftsentscheidungen dazugekommen. Letztlich ging es also darum, das Grundgeschäft einer Bank zu führen, hauptsächlich im Aktiv- und Passiv-Geschäft.

Wie habt ihr euer Team gebildet? Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?

Wir konnten selbst entscheiden, in welchen Teams wir antreten wollen. In unserem Team hat es eigentlich relativ gut geklappt mit der Zusammenarbeit. Auch in Berlin haben wir unsere Entscheidungen immer ziemlich zügig abgeben können, ohne dass es da zu großen Diskussionen kam. Da haben wir als Team sehr gut zusammengearbeitet.

Habt ihr die Aufgaben innerhalb des Teams verteilt?

Es gab schon eine klare Aufgabenteilung. Jeden Montag mussten die Entscheidungen abgegeben werden, bei den Aktien zum Beispiel war es am besten, wenn man die möglichst spät nachgeschaut hat. Da haben sich jeweils zwei drum gekümmert, die sich dann zusammengesetzt haben. Aber die grundsätzliche Linie unserer Bank haben wir zusammen im Team entschieden – wie wir uns zum Beispiel bei den Zinsen und in Bezug auf unsere Filialen entwickeln wollen.

Muss man bestimmte Fähigkeiten mitbringen, zum Beispiel gute Kenntnisse in Mathematik?

Es ist jetzt nicht so, dass wir alle 15 Punkte in Mathe haben. Wir decken eigentlich ein ziemlich breites Spektrum an Fähigkeiten ab. Das braucht man auch. In Berlin beim Finale gab es dann zum Beispiel auch den Interbankenhandel, wo man mit anderen Banken verhandelt. Also braucht man jemanden der gut im Verhandeln ist, aber auch einen, der die Außendarstellung übernehmen kann und vielleicht mal ein Logo entwickelt.

Welche Rolle hat euer Lehrer bei dem Planspiel gespielt?

Unser Lehrer hat uns das Spiel am Anfang natürlich vorgestellt und erklärt, wie es funktioniert. Der Anreiz war für uns zunächst, besser zu sein als er. Es war also eine Art Konkurrenzsituation mit ihm. Ansonsten hat er uns da ziemlich viele Freiheiten gelassen, wir durften größtenteils selbstbestimmt arbeiten. Wenn es Fragen gab, hat er uns immer mit Rat zur Seite gestanden.

Gab es beim Finale in Berlin große Konkurrenz mit den anderen Gruppen?

Wir haben uns relativ gut mit den anderen Gruppen verstanden. Es gab da schon einige Gruppen, die das Ganze sehr ernst genommen haben und sich unter Druck gesetzt haben. Wir haben das nicht so an uns rangelassen und sind relativ gelassen an das Finale rangegangen.

Wie sah euer Gewinn aus?

Man bekommt einen Geldpreis für die Schule und für das Team. Wir durften mitbestimmen, was mit dem Geld für die Schule passiert, und haben entschieden, dass das Geld in unser Profil* fließt, damit die nächsten Jahrgänge aus diesem Topf die Teilnahme an weiteren Planspielen finanzieren können, und auch die Reisen ,die wir in dem Profil machen.

Was war für euch die größte Herausforderung?

In der Vorrunde muss man regelmäßig bestimmte Werte eintragen und dafür die Abgabefristen einhalten. Das war eigentlich eine der schwierigsten Sachen. Man bekommt zwei Stunden vor Abgabeschluss nochmal eine E-Mail zur Erinnerung, da merkt man dann: Mist, wir müssen ja noch die Werte eintragen!

Was hat am meisten Spaß gemacht?

Dass wir als Team zusammenarbeiten durften. Und natürlich, dass wir in Berlin gewonnen haben. Grundsätzlich sind die Teilnahme an den Planspielen und auch die Vorträge, die wir uns angehört haben, sehr interessant gewesen. Zum Teil geht es da auch um Themen, mit denen man sich sonst nicht beschäftigt hätte. Das hat auf jeden Fall was gebracht.

Hatte die Teilnahme an den Planspielen Einfluss auf deine Zukunftspläne?

Meine Berufswahl stand schon relativ lange fest. Das wurde durch die Planspiele nur noch bekräftigt, würde ich sagen, aber aktiv beeinflusst hat es das nicht.

Welchen Mehrwert dieser Projekte und Planspiele kannst du jüngeren SchülerInnen vermitteln?

Erstmal macht es Spaß – es ist aber für die Unterrichtsinhalte auch eine gute Transferleistung und auch nochmal ein anderer Zugang als im Unterricht. Man sieht bei den Planspielen direkt die Auswirkung des eigenen Handelns. Wenn man gerade Makroökonomie im Unterricht hatte und dann bei einer Bank sieht, wie sich die Entscheidungen auswirken, ist es auf jeden Fall eine bessere Veranschaulichung, als wenn man das einfach nur so theoretisch im Unterricht durchspricht.

* SchülerInnen in Hamburg wählen in der Oberstufe als Ergänzung zu den Pflichtfächern bestimmte „Profile“ (Lehrfächer im Verbund), um Kenntnisse in einzelnen Fächern und Themengebieten je nach individuellen Neigungen, Interessen und Stärken zu vertiefen. In den Profilen wird die Fachorientierung zusätzlich durch eine fächerverbindende Arbeitsweise ergänzt.