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Aus der Praxis

Man lernt, wie es ist, hinter seiner Idee zu stehen.

Nie wieder Stress bei der Suche nach verlegten, verlorenen oder gestohlenen Gegenständen – dank dem GPS-OrtungschipStay with me“. Das ist die Geschäftsidee von Katharina Hennes, Viktoria Leroux, Lorena Wetzel und Teresa Auer vom Montfort-Gymnasium Tettnang, die beim Wettbewerb um den Deutschen Gründerpreis im vergangenen Jahr den 6. Platz belegt haben.

Beim Deutschen Gründerpreis gilt es, während der Wettbewerbslaufzeit von Februar bis Mai auf der Online-Plattform Schritt für Schritt neun Aufgabenblöcke zu bearbeiten. Eine Jury begutachtet und bewertet die Ergebnisse und gibt Feedback. Die zehn besten Teams werden schließlich auf einer großen Preisverleihung in Hamburg ausgezeichnet.

Angeregt wurde die Teilnahme durch den Wirtschaftslehrer der Mädchen, Unterstützung erfuhren sie während der Projektlaufzeit außerdem durch ihren schulischen Mentor und eine externe Unternehmerpatin. Trotz ihres Erfolges wird das Team ihre Geschäftsidee erstmal nicht weiterverfolgen, sondern sich auf die anstehenden Abiturprüfungen konzentrieren.

Das Gespräch mit Katharina Hennes (17 Jahre) wurde vom RKW Kompetenzzentrum durchgeführt.

Wie seid ihr auf eure Geschäftsidee gekommen?

Wir haben uns überlegt, was für Probleme es im Alltag gibt und was stört. Dann haben wir eine Mindmap gemacht. Eine Freundin hatte gerade ihr Handy verloren und über eine Ortungs-App sehen können, wo es gerade ist. Und dann dachten wir uns: Wenn das beim Handy so gut funktioniert, warum sollte man das nicht auch für andere Sachen machen, damit man im Alltag keinen Such-Stress mehr hat. Diesem Problem wollten wir entgegenwirken.

Funktionsbeschreibung von „Stay with me“

Wie habt ihr euch als Team gefunden und die Arbeit untereinander aufgeteilt?

Wir kannten uns vorher noch nicht so gut. Ich glaube, dass das ein Vorteil war, weil jeder zeigen wollte, was er kann, und keiner die anderen enttäuschen wollte. Am Anfang haben wir alle Aufgaben zusammen gemacht, später haben wir die Arbeit mehr unter uns aufgeteilt, zum Beispiel die Webseite, das Texten oder die Finanzplanung. Wir haben erstmal zusammen die Ideen gesammelt, dann hat es einer umgesetzt und dann haben wir alle immer nochmal drübergeschaut und darüber diskutiert oder gesagt, was noch besser gemacht werden könnte. Das hat wirklich gut funktioniert.

Was hat am meisten Spaß gemacht?

Mir haben die Marketing-Aufgaben am meisten Spaß gemacht, wenn man was designen konnte, z. B. die Werbeanzeige oder die Fotos, die wir für die Webseite gemacht haben, weil man sich damit richtig identifizieren konnte. Es hat wirklich Spaß gemacht, sich zu überlegen, wie man das rüberbringen kann.

Funktionsbeschreibung von „Stay with me“

Wie habt ihr es geschafft, euch bis zum Schluss zu motivieren?

Wir haben uns am Anfang richtig viel Mühe gegeben mit den Aufgaben. Und auch unsere Unternehmerpatin hat da so viel Arbeit reingesteckt und auch Herr Meier, unserer Lehrer. Die wollten wir nicht enttäuschen. Irgendwann haben wir das alles so gut durchdacht und so viel Arbeit steckte da drin, das wollen wir dann nicht einfach wegschmeißen. Vielleicht war auch ein Antrieb, dass andere gesagt haben „Warum nehmt ihr das so ernst?“ und „Ihr schafft das eh nicht!“ Denen wollten wir zeigen, dass wir es schaffen können. Wir haben die ganze Sache im Gegensatz zu anderen Teams einfach viel ernster genommen.

Was habt ihr für euch persönlich aus der Projektarbeit mitgenommen?

Wir haben auf jeden Fall viel über Teamarbeit gelernt: Dass man nach den Stärken einer Person schaut und was jemand besonders gut kann. Oder dass man überlegt, wer von daheim eine gewisse Hilfestellung hat. Es ist wichtig, dass man ein Team hat, auf das man sich verlassen kann. Wenn wir irgendwo nicht weitergekommen sind, dann hat man halt nochmal nachgefragt. Das war wirklich toll, vor allem, weil wir uns ja am Anfang noch nicht so gut kannten. Das war ein interessanter Prozess, in dem man sich auch besser kennengelernt hat. Außerdem haben wir gelernt, vor einem großen Publikum zu sprechen. In Hamburg haben wir unsere Idee vor ca. 120 Personen präsentiert, und in der ersten Reihe saßen die Leute von Porsche, stern, Sparkassen, ZDF und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Da kriegt man auf jeden Fall mehr Selbstbewusstsein. Wenn wir jetzt vor der Klasse stehen, sind wir nicht mehr so aufgeregt und viel lockerer. Man lernt außerdem, wie es ist, hinter einer Idee zu stehen, auch wenn kritische Rückfragen kommen. Man lernt dann, seine Idee zu verteidigen und lässt sich von Kritik nicht so leicht unterkriegen. Und es ist toll, wenn am Ende harte Arbeit auch belohnt wird.

Auf welche Herausforderungen musstet ihr reagieren?

Wir sind in das Projekt reingegangen und hatten wirklich gar keine Ahnung – viele der Sachen haben wir erst nachträglich im Wirtschaftsunterricht behandelt. Unsere Unternehmerpatin musste uns erstmal erklären, was eine Corporate Identity ist, und für die Finanzplanung hat unser Lehrer uns Excel erklärt. Aber es stehen auf der Webseite vom Gründerpreis zu den jeweiligen Aufgaben auch immer ziemlich gute Erklärungen dabei. Man kann also auch mitmachen, wenn man keinen Wirtschaftsunterricht hat. Eine Herausforderung bei unserem Produkt war der Preis: Wir dachten erst, dass man den Chip für ca. 10 Euro verkaufen kann, aber dann haben wir die Finanzplanung gemacht und gemerkt, dass der immer teurer und teurer wurde. Am Ende lag der Preis bei etwa 60 Euro und wir mussten unsere komplette Marketing-Strategie daran anpassen.

Würdest du anderen empfehlen, bei einem Wettbewerb wie dem Deutschen Gründerpreis mitzumachen?

Auf jeden Fall. Wir haben es überhaupt nicht bereut, weil das einfach eine Erfahrung fürs Leben ist und sich gut im Lebenslauf macht, auch wenn man später nichts mit Wirtschaft machen will. Vicky und ich haben vorher schon überlegt, BWL zu studieren. Jetzt fühlen wir uns darin bestätigt, weil es Spaß gemacht hat und man weiß, dass es auch wirklich was für einen ist. Außerdem bekommt man viel Allgemeinwissen und sieht, was eigentlich hinter so einem Prozess von einem Unternehmen steht. Vorher kann man sich da nicht wirklich was drunter vorstellen. Das bringt schon viel, auch für den Unterricht und das Abitur. Außerdem ist es toll wenn man für die harte Arbeit belohnt wird, gerade wenn man unter die Top 10 kommt. Wir sind jetzt zum Beispiel auch im Alumni-Verein vom Deutschen Gründerpreis und konnten Freundschaften zu den anderen Teams knüpfen.