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Aus der Praxis

Man muss alle auf einen Nenner bringen – wirklich alle.

Interview mit Marvin Wittiber, Vorstand der Schulfirma StormELA (im Rahmen von JUNIOR expert).

Herr Wittiber, was hat es mit dem Namen Ihrer Schulfirma auf sich?

Naja: Storm heißt Sturm auf Englisch. Und Ela war das Orkantief, das vor gut einem Jahr über Düsseldorf fegte. Schon ein echt prägendes Ereignis für die Stadt.

Damit sind wir bei der Geschäftsidee. Erzählen Sie mal.

Es ist ja so: Wenn man über eine Idee für eine Schulfirma nachdenkt, überlegt man ja auch: Was liegt aktuell an? Was bringt mich weiter? Und was hilft auch anderen? Der soziale Aspekt war uns megawichtig. Der Sturm lag damals knapp anderthalb Monate zurück. Was passiert da? Da fallen Bäume um. Es ist Holz, was da umfällt. Und dann war die Überlegung: Vielleicht können wir was aus Holz machen. Etwas, wofür Düsseldorf steht. Was kennt man von Düsseldorf: Altstadt und Altbier. So kamen wir auf die Untersetzer. Untersetzer für Biergläser, und zwar mit Düsseldorfer Motiven verziert, der Fernsehturm, der Radschläger, das Stadtwappen usw.

Bierglas-Untersetzer von StormELA

Und diese Untersetzer stellen Sie selbst her und verkaufen die?

Genau. Die Untersetzer haben wir komplett selbst produziert, das Projekt ist ja beendet. Bei unserem Kooperationspartner, den Stadtwerken Düsseldorf, gibt es eine Schreinerei. Von der haben wir Holzplatten bekommen, die unter Anleitung eines Ansprechpartners dort zugeschnitten und auf die dann die Motive eingefräst werden. Und verkauft wurden die fertigen Untersetzer bis zum 24. Mai über unseren Online-Shop.

Was haben Sie mit dem Geld gemacht?

Wir haben 50 Prozent vom Erlös an das Projekt „Neue Bäume für Düsseldorf“ gespendet. Das hat der Oberbürgermeister nach Ela ins Leben gerufen. Da wird Geld gesammelt, und von unseren 2.000 Euro werden jetzt neue Bäume gepflanzt und auch gepflegt und so weiter. Unsere Bäume.

Was war denn bei der Umsetzung der Idee besonders schwierig?

Den Untersetzer herzustellen, macht viel Arbeit. Zuschneiden, fräsen, schleifen, mehrmals lackieren: Das ist ein unglaublich zeitaufwendiger Prozess. Das Problem ist, dass wir in der Woche vor vier Uhr schon mal definitiv nicht aus der Schule rauskommen, und die Schreinerei schließt um halb fünf. Und so eine Fräse hat auch nicht jeder. Und wenn: Nicht jeder macht das mit uns. Bis wir die ersten Produkte verkaufen konnten, das hat unglaublich lange gedauert.

War das Team trotz der Belastung immer guter Dinge?

Ja. Wir hatten uns vorher zwar schon andere Aufgaben zugeteilt: Finanzabteilung, Marketing usw. Aber wie soll man Marketing betreiben, wenn man noch kein fertiges Produkt hat? Also haben wir uns die anstehenden Aufgaben aufgeteilt. Die einen suchen eine Schreinerei, die anderen kümmern sich um die Symbole, die eingefräst werden sollen, wieder andere klären, welchen Lack man nimmt usw. Das war dann doch am Anfang sehr abteilungsübergreifend. Alle zusammen haben geguckt: Wie kriegen wir das Produkt jetzt so gut wie möglich hin?

Was war rückblickend besonders toll? Mal abgesehen davon, dass Sie jetzt beim SBA gewonnen haben?

Das Produkt hat ja einen Ortsbezug – das ist ein Düsseldorfer Produkt. Und deshalb haben wir schnell ohne großes Dazutun an Bekanntheit gewonnen. Und dann gibt es diesen Moment, wenn über dich was in der Zeitung steht: Das freut halt alle. Und besonders toll funktioniert haben die Kooperationen mit Düsseldorfer Promis, denen wir Anteilscheine verkauft haben: z.B. mit dem Fußballverein Fortuna Düsseldorf oder der DEG, der Düsseldorfer Eishockey-Gemeinschaft. Oder mit Persönlichkeiten wie Christian Fuchs, Fußballspieler bei Schalke 04.

Sie sind 16 Mitarbeiter bei StormELA. Als Vorstand mit allen immer klarzukommen, ist bestimmt nicht ganz einfach.

Also, das war sogar total schwer, Geschäftsführer zu sein, und das eben auch Freunden gegenüber. Was tun, wenn man merkt, dass einer seine Arbeit nicht macht. Dann kommt der gesamte Prozess ins Stocken.

Gruppenbild vom Team StormELA auf einer Bühne

Haben Sie dann auch gegenüber Freunden mal mit der Faust auf den Tisch gehauen?

Ja klar. Das funktioniert nicht ohne. Ich meine, alleine die Produktion: Das ist ein riesenaufwendiger Prozess. Und klar hat man auch mal keine Lust. Dann haben wir den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fristen gesetzt: Bis dann und dann muss das und das fertig sein. Das war total schwer, die Mitte zwischen Freund und Chef zu finden, der von oben sagen muss, so und so soll es gemacht werden.

Haben die anderen das denn akzeptiert, wenn sie mal angepfiffen worden sind?

Ja. Wenn man erklärt, dass es Kundinnen und Kunden gibt, die auf ihr Produkt warten, und das die anderen dafür angemacht werden von der Kundschaft: Dieses Verständnis muss einfach da sein. Dass es nur klappen kann, wenn alle an einem Strang ziehen.

Welchen Rat würden Sie anderen geben, die eine Schulfirma ausprobieren wollen?

Wenn man ein Produkt rausbringen will, muss man genau wissen: Was will ich damit erreichen? Man muss unbedingt ein Ziel haben. Das muss man sich klarmachen. Und man muss komplett hinter diesem Ziel stehen. Das ist ganz, ganz wichtig. Es kann in einer neu gegründeten Schulfirma nicht sein, dass die Hälfte mit der Geschäftsidee unzufrieden ist. Man muss alle auf einen gemeinsamen Nenner bringen – wirklich alle. Sonst wird es nicht erfolgreich.

Weitere Informationen: www.stormela.de