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Aus der Praxis

Was kann ich alles?

Leslie Heimann hat im TeamHealthTechSurround“ in der Wettbewerbsrunde 2015 beim Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen (DGPS) teilgenommen. Die Produktidee der Schülerinnen und Schüler, der „GlucoSmartStick“, ist eine stiftähnliche Konstruktion, mittels derer Diabetespatienten ihren Glukosewert über den Speichel messen können.

Das Gespräch wurde vom RKW Kompetenzzentrum durchgeführt.

Was war deine Motivation, am Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen teilzunehmen?

Zum einen Neugierde: „Was erwartet uns, wenn wir ins Finale kommen?“ Von Freunden, die bei „Jugend gründet“ mitgemacht haben, hatte ich mitbekommen, wie viel Spaß Wirtschaftswettbewerbe machen können. Sie haben es ins Bundesfinale nach Wolfsburg geschafft – das war ein total aufregendes Erlebnis. Zudem wollte ich meine Grenzen kennenlernen: „Was kann ich alles?“

Der DGPS erschien mir auch eine sinnvolle Aufgabe zu sein, mit der ich meine Freizeit ausfüllen kann. Ich habe unglaublich Spaß an Arbeit und Projekten. Antrieb war für mich ebenfalls, einen Einblick in Wirtschaft und Unternehmensgründungen zu erhalten, da ich momentan in einer Phase bin, in der ich überlegen muss, was nach dem Abitur kommt. Ehrlich gesagt haben meine bisherigen Praktikumserfahrungen die entsprechenden Tätigkeitsfelder ausgeschlossen.

In den Herbstferien 2014 habe ich ein Praktikum im Finanzsektor gemacht und dabei sehr viel über Wirtschaft mitbekommen. Das hat zwar in gewisser Weise Spaß gemacht und war interessant, aber danach war mir klar: „Das willst du nicht!“ Also zum einen willst du nicht zehn Stunden in einem Büro sitzen. Zum anderen waren die Aufgaben zu wenig abwechslungsreich. Aber dankenswerterweise habe ich dort nicht nur typische „Praktikantenarbeit“ verrichten dürfen. Von daher wollte ich noch einmal von der anderen Seite – der Gründerseite – einen Einblick in die Wirtschaft bekommen. Der DGPS hat mir wirklich Spaß gemacht.

Kannst Du Momente beschreiben, wo der Spaß spürbar war?

Unsere Team-Meetings waren immer lustig. Die Skype-Konferenzen waren ebenfalls oft unglaublich unterhaltsam. Zusammen mit netten Menschen macht Arbeit gleich viel mehr Spaß. Deswegen der Tipp: „Bitte sucht euch das richtige Team!“ Wenn man abends eine der Aufgaben eingeschickt hat und eine Stunde später kam dann raus, dass wir volle Punktzahl haben und man weiß, die Mühe hat sich gelohnt. Das waren so Momente, wo die Freude an der Arbeit richtig rausgekommen ist.

Die Aufgabe 9 zum Businessplan – die finale und umfangreichste Aufgabenstellung im Wettbewerb – war ein unglaublich starker Moment. „Jetzt ist alles fertig.“ Wir haben uns danach gemeinsam mit einem anderen DGPS Team von unserer Schule in den Weinbergen hingesetzt, geredet und Musik gehört. Einfach alles ein bisschen ausklingen lassen. Und dann steht fest, die Teamarbeit hat wirklich Spaß gemacht und wir haben unglaublich viel gelernt. An dem Tag, als die E-Mails versendet wurden, welche Teams es unter die besten Zehn geschafft haben und beim Finale dabei sind, habe ich gemeinsam mit dem Teamsprecher des anderen Teams zusammengesessen. Wir haben ständig auf „Mailkonto aktualisieren“ geklickt. Dass man sich für andere freuen kann, war ebenfalls ein solcher Moment. Das andere Team hat nämlich eine Einladung bekommen und war sehr erleichtert. Für uns war es sehr ernüchternd, weil wir keine erhalten haben. Das trifft einen ziemlich hart. Als nach langem Warten und Hoffen – vielleicht ist die Mail nicht angekommen, vielleicht haben sie die falsche E-Mail-Adresse – noch immer keine Nachricht für uns angekommen war, sind auch mal ein paar Tränen geflossen. Aber drei Stunden später war es auch wieder in Ordnung. Nachdem wir darüber geredet hatten, und auch der Teamsprecher der anderen kam und meinte „So schlecht könnt ihr gar nicht gewesen sein“ und einen mal in den Arm genommen hat. Als das End-Ranking veröffentlicht wurde, haben wir uns alle im Team wirklich gefreut, da wir den 18. Gesamtplatz erreicht haben. Auch wenn es nicht das Finale war, es bei insgesamt ca. 1.000 Teams, die mitgemacht haben, unter die Besten 20 zu schaffen – das ist wirklich gut.

Wie seid ihr die Aufgabenstellungen des DGPS angegangen?

Jeder hat entsprechend seiner Stärken einen Fachbereich zugeordnet bekommen. Es gab die Bereiche Finanzen, Produkt, Markt und Personal. Die Aufgaben haben wir zwischen den Bereichen aufgeteilt, also grundsätzlich alleine oder zu zweit bearbeitet. Bei den regelmäßig stattfindenden Meetings haben wir unsere Ergebnisse immer wieder zusammengetragen und gegenseitig überprüft. Zu terminreichen Zeiten sogar mehrmals die Woche. Dokumente wurden für alle zugänglich in der Cloud gespeichert. Da haben wir entweder mit der Änderungsfunktion gearbeitet oder erst einmal Kommentare daneben geschrieben: „Was hältst du davon, wenn man es so macht?“ – nichts wurde sofort umgeschmissen. Wenn wir mal ein Problem miteinander hatten, dann haben wir uns das offen gesagt. Dank des Miteinanders im Team war die Zeit vom DGPS ziemlich lehrreich.

Was war Deine Rolle im Team?

Ich war die Teamsprecherin. Darauf hatten wir uns am Anfang relativ schnell geeinigt. Mir wurde von den anderen gesagt: „Leslie du kannst gut organisieren, du machst das.“ Und in Planung und Organisation bin ich tatsächlich gut. So habe ich mich um Termine gekümmert, war Ansprechpartnerin für unseren Lehrercoach und unseren Unternehmenspaten, habe die Teamregeln aufgestellt, E-Mails geschrieben und die externe Team-Kommunikation betrieben. Denn wenn das Auftreten uneinheitlich ist und immer andere Leute aus dem Team mit Externen in Kontakt treten, wirkt das unprofessionell. Mit Blick auf die wichtigen Dinge habe ich den Anspruch gestellt, informiert zu werden. Das hat gut funktioniert und sich letztendlich als sinnvoll erwiesen. Jeder aus dem Team konnte mich so immer fragen, was der aktuelle Stand der Dinge ist.

Die Persönlichkeitsanalyse – eine der Teilaufgaben im Wettbewerb – habe ich zusammen mit Lara gemacht, die gemeinsam mit mir den Bereich Personal verantwortet hat. Hintergrundwissen habe ich mir zu allen Fachbereichen und Aufgaben angeeignet, weil ich mich als Ansprechperson verantwortlich gefühlt habe. Vereinzelt gab es im Team bei der Motivation auch mal einen Durchhänger. Dann habe ich mich in der Position gesehen zu sagen: „Ok, Leute – wir reißen uns jetzt zusammen!“ Sehr lehrreich war die Erkenntnis, dass man die Motivation durch kleine Dinge schnell wieder steigern kann – wie zum Beispiel durch einen frisch gebackenen Kuchen.

Wie war es, die anderen bei der Persönlichkeitsanalyse einzuschätzen?

Weil die Skala von null bis 100 ging, war das etwas schwierig. Wir Schüler sind in der Oberstufe sonst ja die Abstufung von null bis 15 Punkte gewohnt. Und man hat im Hinterkopf, vielleicht nimmt derjenige einem das übel, wenn man was Schlechtes ankreuzt. Deswegen haben wir im Team darüber gesprochen und uns gesagt: „Wir sind hier völlig ehrlich zueinander und die Einschätzung hat auch nichts damit zu tun, wie wir uns außerhalb der Arbeit sehen.“ Wir haben versucht, da möglichst unbedacht – im positiven Sinne – heranzugehen. Das hat echt gut funktioniert. Teammitglieder, die bei einzelnen Aspekten z.B. nur 60 Punkte hatten, haben dazu gesagt: „Ja, ich weiß, daran muss ich noch arbeiten.“ Als Team hatten wir bei allen Aspekten immer mindestens einen, der volle 100 Punkte hatte. Gemeinsam konnten wir alles absolut abdecken. Das war positiv.

Würdest du anderen Schülerinnen und Schülern raten, beim DGPS mitzumachen?

Den DGPS kann ich empfehlen. Definitiv. Das werde ich jetzt am Samstag auf dem Sommerfest unserer Schule sogar machen. Da stellen wir den unteren Jahrgängen unterschiedliche Wirtschaftswettbewerbe vor.