Inhalt

Aus der Praxis

Die Zusammenarbeit hat am besten geklappt.

Interview mit Larissa Bader, Geschäftsführerin der Schulfirma OLISSA.

Frau Bader, können Sie uns etwas über Ihre Geschäftsidee, über Shopping Eye, erzählen?

Also: Es geht um eine App mit dem Namen Shopping Eye, die sehgeschädigte Menschen durch Kaufhäuser führt und es ihnen so ermöglicht, weitgehend eigenständig einzukaufen. Die Geschäftsidee ist im Rahmen des Planspiel-Wettbewerbs Deutscher Gründerpreis für Schüler:innen entstanden. Ausgearbeitet haben wir sie dann über mehrere Monate hier an der Schule im Wirtschaftslehre-Unterricht.

Wie genau funktioniert das? Angenommen, ich wäre sehbehindert: Dann würde ich mir also erst mal diese App runterladen.

Genau. Zum Beispiel im Apple Store und anderen Stores, wo man Apps kaufen kann.

Okay. Jetzt gehe ich also einkaufen, habe mich vorgetastet bis zum Eingang eines Kaufhauses. Was mache ich dann mit dieser App?

Im Grunde ist das Ganze ein kleines Navi für Sehbehinderte. Die App erkennt den Standort der Nutzerin oder des Nutzers über GPS. Die jeweiligen Kaufhäuser müssten uns die Raumpläne ihrer Geschäfte zur Verfügung stellen: Wo steht was? Das ist auf der App gespeichert. Und per Sprachsteuerung kann ich dann angeben, was ich in diesen Kaufhäusern suche, und das Handy führt mich dann da hin. Es sagt mir zum Beispiel „jetzt zehn Schritte geradeaus, und dann im rechten Winkel rechts abbiegen“ usw. Und führt mich genau zu dem Regal, wo ich das gesuchte Produkt finde.

Bild zeigt Möglichkeiten des Einkaufs für sehgeschädigte Menschen via Shopping Eye App

Was kostet die App?

Das ist noch nicht so ganz klar. Ich würde es eigentlich gerne kostenlos machen. Wir müssen halt gucken, ob die Einnahmen die Kosten decken können. An Einnahmen blieben dann die Gebühren, die wir von den Kaufhäusern verlangen, deren Pläne wir in die App aufnehmen und denen wir zu neuen Kunden verhelfen. Ansonsten müssen wir es eben zu einem geringen Preis anbieten.

Wie sind Sie auf diese Idee überhaupt gekommen?

Beim Einkaufsbummel durch die „Blindenstadt“ Marburg, das ist in der Nähe von uns. Marburg tut unheimlich viel für Blinde, viele Blinde leben und studieren hier. Die ganze Infrastruktur ist dort drauf ausgelegt, es gibt sehr viele Freizeitmöglichkeiten für sie. Aber beim Einkaufen haben viele doch noch Probleme bei der Auswahl und der Orientierung. Das war der Anstoß.

Ich finde das ganz toll. Aber ist es nicht unheimlich schwierig, dass technisch hinzubekommen?

Also, die App existiert ja noch nicht. Der Plan schon. Meine Teampartnerin und ich haben beide – ehrlich gesagt – nicht so die Ahnung vom Programmieren. Aber wir haben ein Partnerunternehmen gefunden. Das ist die Firma Digital Data in Heuchelheim. Und die würden für uns diese App entwickeln.

Was war denn bis jetzt ein richtiger Knackpunkt, wo Sie sagen: Das war schwer, eine echte Hürde?

Das war der Finanzierungsplan, weil man da gut mit Zahlen umgehen muss. Und wir wussten nicht so ganz genau, wie wir die Kosten einkalkulieren müssen. Da haben wir uns Hilfe bei unserem Partnerunternehmen geholt. Der Finanzierungsplan war definitiv das Schwierigste.

Wie haben Sie das Partnerunternehmen eigentlich gefunden?

Zu meinen Hobbys zählt Karate. Und der technische Geschäftsführer ist auch bei uns im Verein. Den haben wir angesprochen, weil wir wussten, dass der bei einem IT-Unternehmen arbeitet. Und er hat gesagt, ja, er findet die Idee gut und macht das mit uns. Der hat uns bei den Zahlen ein bisschen weitergeholfen. Den größten Teil haben wir selbst gemacht, aber er hat uns Tipps dafür gegeben.

Sie sind ja nur zu zweit. Wer macht da was?

Ja, wir waren bei dem Business Award von Anfang an nur zu zweit. Es war von Anfang an klar, dass ich die Rolle der Geschäftsführerin übernehme und meine Teampartnerin stellvertretende Geschäftsführerin ist. Und wir müssen jetzt gucken, wer sich noch um die Buchhaltung und um den technischen Teil kümmert. Vielleicht übernimmt noch einer von uns Teile davon. Aber wir könnten uns auch vorstellen, noch jemanden einzustellen dafür.

Wo würden Sie sagen: Das hat am meisten Spaß gemacht, weil es so gut geklappt hat? Was war die schönste Erfahrung?

Was super gut geklappt hat, war die Zusammenarbeit mit unserem Partnerunternehmen. Die hatten immer Zeit für uns. Wir konnten immer Fragen stellen, und man hat uns auch wirklich sehr hilfreiche Tipps gegeben. Die waren auch von Anfang an von unserer Idee überzeugt. Und die Zusammenarbeit war wirklich das, was am besten geklappt hat.

Würden Sie sich nach diesen Erfahrungen später mal selbstständig machen wollen?

Weiß ich nicht. Ich glaube, mir wäre es lieber, erst mal in einen festen Job zu gehen und mich vielleicht später selbständig zu machen. Aber jetzt, ehrlich gesagt, nicht so direkt nach der Schule. Im Job hat man zwar auch Stress, aber wenn man das mit der Selbständigkeit vergleicht, hat man mehr Sicherheit. Als Selbständiger muss man auch immer die Angst haben, dass es mal nicht so gut läuft.

Welchen Rat würden Sie anderen geben, die eine Schulfirma ausprobieren wollen?

Dass sie bereit sind, Zeit in ein solches Projekt zu investieren, weil: Das ist ja schon eine große Sache. Das waren für uns schon mehrere Monate, die wir da investieren mussten. Und gerade wenn man noch in die Schule geht – das nebenbei zu machen, da muss man sich halt die Zeit dafür nehmen. Wir haben versucht, es aufzuteilen mit der Zeit, dass man nicht alles auf einmal macht. Und deswegen hat sich das auch ein bisschen hingezogen.