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Aus der Praxis

Wenn man erstmal reingekommen ist, lernt man total viel

Emilia Wienekamp ist Schülerin am Hainberg-Gymnasium Göttingen und Teil der Geschäftsführung der Schülergenossenschaft Macadamiafans Göttingen. Mit ihrem Geschäftsmodell des Verkaufs von bio-zertifizierten und fair gehandelten Macadamia-Nüssen konnten die Schüler beim startgreen@school-Award 2017 die Jury überzeugen und gewannen den zweiten Platz.

Das Gespräch wurde vom RKW Kompetenzzentrum durchgeführt.

Die Macadamiafans verkaufen Macadamia-Nüsse. Was ist das Besondere daran?

Zunächst einmal sind es fair gehandelte Macadamia-Nüsse, was bedeutet, dass wir den kenianischen Bauern einen angemessenen Preis für die Nüsse zahlen. Da wir ohne Zwischenhändler arbeiten, stehen wir in direktem Kontakt mit den Bauern. Mit dem Gewinn der Macadamiafans unterstützen wir außerdem die Welt:Klasse Göttingen, die Schülerteams Lernaufenthalte in China ermöglicht. Um das zu unterstützen, wurden die Macadamiafans ursprünglich ins Leben gerufen. Da es die Nüsse nicht nur in der Schule zu kaufen gibt, können sie auch von Personen, die keinen Bezug zum Hainberg-Gymnasium haben, erworben werden.

Wie bist du zu den Macadamiafans gekommen und welche Rolle hast du in der Schülergenossenschaft?

Die Macadamiafans sind im Unterricht verankert und ich habe das Projekt als Wahlpflichtmodul belegt. Seit einem Jahr bin ich Teil der Geschäftsführung. Das heißt, dass ich mithelfe, den Geschäftsbericht zu verfassen, den Firmenalltag organisiere, den Austausch zwischen unseren verschiedenen Abteilungen anrege, unser Netzwerk pflege und erweitere. Zudem unterstütze ich die verschiedenen Abteilungen in ihrer Arbeit, da wir jahrgangsübergreifend arbeiten, und unsere neuen Mitarbeiter eingearbeitet werden müssen.

Wie kann man sich euren Firmenalltag vorstellen?

Wir treffen uns jeden Freitagmorgen und bearbeiten was anliegt. Dabei sind wir in Abteilungen organisiert. Es gibt zum Beispiel die Waren-Eingangskontolle, die Wettbewerbsabteilung oder die Kundenakquise. Reicht die Zeit am Freitagmorgen nicht, treffen sich die entsprechenden Personen dann außerhalb dieser Zeiten oder erledigen einige Aufgaben zu Hause. Zum Verkauf bei Schulveranstaltungen, Besuch von Messen oder wenn Termine anstehen, treffen wir uns natürlich auch außerhalb der regulären Unterrichtszeiten. Außerdem werden wir bei unserer Arbeit auch von „Praktikanten“, Austauschschülern von unseren Partnerschulen in Bolivien, Weißrussland oder Frankreich unterstützt.

Was war bisher die größte Herausforderung für euch?

Tatsächlich war die Umwandlung der Schülerfirma in eine Genossenschaft bisher die größte Hürde. Da haben wir alle auch mal länger gearbeitet. Es musste nämlich unheimlich viel erledigt und dokumentiert werden.

Wieso habt ihr euch denn in eine Schülergenossenschaft transformiert?

Der Vorteil von Schülergenossenschaften ist, dass sich jeder durch den Kauf von Anteilen an den Macadamiafans beteiligen und unabhängig vom Wahlpflichtunterricht Mitglied der Genossenschaft sein kann. Zwar übernehmen die Schüler, die den Wahlpflichtunterricht besuchen, den Großteil der Arbeit, doch stehen die Externen und Ehemaligen immer zur Verfügung, wenn wir mal Hilfe brauchen. Dabei sind alle Beteiligten gleichberechtigt, das „Wir“ steht bei einer Genossenschaft im Vordergrund.

Beim startgreen@school Award 2017 habt ihr mit der Genossenschaft den zweiten Platz belegt. Wie war der Tag der Preisverleihung für dich?

Es war ziemlich aufregend, da ich mit einer Freundin unsere Firma auf der Bühne vorgestellt habe und wir das zum ersten Mal gemacht haben. Aber es lief alles gut und war eine tolle Erfahrung. Die Veranstaltung rund um die Preisverleihung war auch super. Alle von uns haben die Gelegenheit genutzt, sind rumgelaufen und haben mit echten Unternehmen gesprochen. Dabei haben wir einige nützliche Tipps bekommen. Außerdem waren ja noch andere Schülerfirmen da, mit denen man sich austauschen konnte. Mit einer davon haben wir auch eine kleine Partnerschaft geschlossen. Denn ich denke, dass es wichtig ist, sich mit anderen zu vernetzen. So kann man sich austauschen und schauen, was die anderen besser können und von ihnen lernen, aber auch Hilfe geben oder bekommen.

Würdest du Anderen die Mitarbeit in einer Schülerfirma empfehlen?

Ja, ich würde es sofort jedem weiterempfehlen. Es macht total viel Spaß, man lernt neue Leute kennen und nimmt unheimlich viel fürs Leben mit. Das sind unglaubliche Erfahrungen, die ich sonst nicht gemacht hätte. Als ich angefangen habe, wusste ich nicht, was auf mich zukommt. Aber wenn man erstmal reingekommen ist, lernt man total viel. Jetzt weiß ich, wie eine Firma in etwa funktioniert und was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet. Ich achte nun auch viel mehr darauf, was ich einkaufe.