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Aus der Praxis

Das war eine große Sache und ein wirklich tolles einmaliges Erlebnis.

Antonia Tolo hat im Team „Vicurita“ in der Wettbewerbsrunde 2015 beim Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen (DGPS) teilgenommen. Das Team wurde bei der Bundessiegerehrung mit dem sechsten Platz ausgezeichnet.

Was waren die Gründe, dass du dich dafür entschieden hast, bei einem Wirtschaftswettbewerb mitzumachen?

Ich habe mich schon immer für Mathe begeistert. Wirtschaft fand ich zwar ganz interessant, aber auch nicht so richtig toll. An der Internatsschule Hansenberg konnte ich in der 10. Klasse beim Planspiel ÖKOWI zum ersten Mal richtig in ökonomische Fragestellungen hereinschnuppern. Da habe ich entdeckt, dass auch dieses Themengebiet sehr viel Spaß machen kann. Und dann dachte ich mir: „Warum nicht?“

Für alle, die den DGPS noch nicht kennen, kannst du zusammenfassen, um was es geht?

Beim DGPS schreibt man als Endaufgabe einen kompletten Businessplan. Auf dem Weg dorthin bearbeitet man nach und nach die einzelnen neun Bausteine als Aufgabenteile, die dann der 9. Teil, der „Businessplan“, voll integriert.

Welche Geschäftsidee lag eurem Businessplan zu Grunde?

Wir haben uns ein Armband ausgedacht, das ein kontinuierliches Vital-Monitoring aller wichtigen Gesundheitsdaten seines Trägers betreibt. Der Bereich, in dem die einzelnen Messwerte liegen sollten, wird individuell auf den Armbandträger abgestimmt, meist durch einen Arzt. Wenn ein Wert außerhalb dieses Korridors festgestellt wird, sendet das Armband über das Mobilfunknetz sofort eine Nachricht an eine Web-App. Über das eingebaute GPS lässt sich exakt der Ort bestimmen, an dem die Person sich in dem Moment befindet. Bei kritischen Werten kann durch die Web-App der Notruf alarmiert werden. Zudem verfügt der Armbandträger über die Möglichkeit, auch direkt durch Drücken eines im Armband integrierten „SOS-Knopfes“ den Notruf zu rufen, wenn er oder sie in eine kritische Situation gerät. Wenn ein Messwert aus dem Rahmen fällt, werden optional auch bis zu fünf individuell wählbare Kontakte informiert – sei es der Partner, die Kinder oder sonstige Vertrauenspersonen. Wenn man ein Abonnement abschließt, lassen sich in der Web-App entsprechende Kontaktpersonenprofile anlegen. Zunächst fassen wir – mit Bezug auf den Megatrend „demografischer Wandel“ – Senioren als Zielgruppe für unser Produkt ins Auge. Es lässt sich mit der Zeit jedoch auf weitere Kundengruppen ausweiten, wie zum Beispiel Bergsteiger oder Kinder.

Hat sich die Idee im Laufe des Prozesses verändert?

Wir hatten anfangs überlegt, dass das Armband mit einem Smartphone gekoppelt wird. In Bezug auf unsere Zielgruppe Seniorinnen udn Senioren ergaben sich aber zwei Probleme. Zum einen besitzen nicht alle ein Mobiltelefon. Und zum andern wäre das Armband funktionslos gewesen, sobald jemand draußen unterwegs ist und das Telefon versehentlich zu Hause liegen gelassen hat. Wir sind dann auf die Idee gekommen, das Armband direkt mit dem Mobilfunknetz zu verbinden und eine SIM-Karte einzubauen. Diese innovative Mobilität zeichnet unser Produkt nun als USP aus.

Auf dem Weg bis hin zum fertigen Businessplan müssen zahlreiche Entscheidungen getroffen werden. Wie seid ihr als Team dabei vorgegangen?

Wir haben meistens alles ausdiskutiert. Weswegen viele Entscheidungen sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben. Rückblickend sind wir überzeugt, dass es die richtige Vorgehensweise war. Bei einem Teamwettbewerb ist es wichtig, dass jeder mit den Ergebnissen zufrieden ist. Sobald jemandem etwas auffällt, am Arbeitsprozess oder an einer Formulierung, muss man sich darum gemeinsam Gedanken machen. Bei der Jury, die einen bewertet, ist es ja auch so, da fallen oft einer Einzelperson Dinge auf, die von Bedeutung sind.

Wie habt ihr die Zusammenarbeit im Team organisiert?

Wir haben Teamregeln aufgestellt. Das gehörte auch mit zu den ersten Aufgaben, die beim DGPS zu bearbeiten waren. Dass man gewisse Grundsätze hat, an die sich jeder hält, ist wichtig, um vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können. Zeitmanagement hat auch eine große Rolle gespielt. Alle Aufgaben sind ja zu einer festgesetzten Uhrzeit an einem bestimmten Datum abzugeben. Wir haben teilweise Aufgaben untereinander aufgeteilt. Da muss man sich aufeinander verlassen können, dass alle die Fristen einhalten. Und auch, dass jeder seine Aufgaben gewissenhaft erfüllt.

Eine gute Kommunikation ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Auf einer virtuellen Pinnwand, die wir eingerichtet haben, konnten alle online sehen, was noch zur Erledigung ansteht und welche Aufgaben bereits abgeschlossen sind. Die Arbeit war ein Abwechseln von Einzelleistungen und Gruppenarbeit. Es fand auf jeden Fall mindestens ein Treffen in der Woche statt. Damit man effizient vorankommt, ist eine gute Grundstimmung im Team nötig.

Ihr habt es unter die zehn besten Teams geschafft und wart beim Bundesfinale in Hamburg dabei. Kannst du beschreiben, wie du diesen Tag erlebt hast?

Das war eine große Sache und ein wirklich tolles, einmaliges Erlebnis. Hamburg kannte ich vorher auch noch gar nicht. Wir haben uns sehr geehrt gefühlt, dass wir es unter die zehn besten Projekte von ganz Deutschland geschafft haben. Beim Finale hat man gemerkt, wie wir als Team total zusammengewachsen sind. Und was das Team alles ausmacht.

Die Leute aus den anderen Teams waren sofort sehr offen. Man hat sehr viele nette Menschen kennengelernt und ist sich mit viel Respekt füreinander begegnet. Es herrschte keine Konkurrenz oder Feindschaft. Die Atmosphäre war richtig angenehm.

Es war auch super interessant mitzubekommen, was für kreative Produktideen in den anderen Teams entstanden sind. Und dann ist mir natürlich noch das Hinfiebern auf die Siegerehrung in Erinnerung geblieben. Die Top Fünf dürfen ins „Future-Camp“ fahren. Mit Platz sechs sind wir knapp daran vorbeigeschrappt. Natürlich waren wir einen kurzen Moment enttäuscht. Aber das hat sich schnell gelegt. Schließlich hatten wir noch einen super schönen Abend zusammen mit den anderen Teams bei der After-Show-Party.

Gruppenbild von den Mitgliedern der Schülerfirma Vicurita bei der Siegerehrung des Deutschen Gründerpreises für Schüler

© Klaus Knuffmann (Fotograf)

Würdest du anderen raten, selbst mal bei einem Wirtschaftswettbewerb mitzumachen?

Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen. Allein um der Erfahrung willen – man nimmt wirklich unglaublich viel mit, sei es in Bezug auf Teamarbeit oder die wirtschaftliche Kompetenz, die man sich aneignet. Man sollte jedoch ein Grundinteresse für Ökonomie mitbringen. Um etwas Gutes auf die Beine zu stellen, muss man auch bereit sein, die nötige Zeit zu investieren.