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Aus der Praxis

Kann man Unternehmertum lernen?

Ja, meinen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei kobra.net. Sie unterstützen mit ihrem ESF-Projekt Brandenburger Schulen, um die berufliche Orientierung und Ausbildungsfähigkeit ihrer Schulabgänger zu verbessern. BRANDaktuell befragte Anne Sieber, Projektleiterin.

Woher wussten Sie von dem Förderprogramm?

Die Koordinationsstelle ‚Schule mit Unternehmergeist‘ ist Teil des Projektverbunds kobra.net. Die Abkürzung steht für Kooperation in Brandenburg. Dieser Projektverbund hat zum Ziel, die Bildungsqualität im Land Brandenburg sowie die Partizipationschancen der hier lebenden jungen Menschen zu verbessern. Ausschlaggebend war die kontinuierliche Förderung von Einzelprojekten aus dem Bereich Schule – Wirtschaft durch das Ministerium für Wirtschaft und Energie und der beiderseitige Wunsch nach einer Ausweitung dieser Aktivitäten.

Wofür setzen Sie die Mittel ein?

Das Projekt bietet weiterführenden Brandenburger Schulen ein Beratungs- und Qualifizierungsangebot zur Integration von Entrepreneurship-Education in ihr Unterrichts- und Schulkonzept. In Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulleitungen geben wir Anregungen zur Förderung des unternehmerischen Denkens und Handelns von Schülerinnen und Schülern. Die Koordinationsstelle gibt Impulse für die Erprobung von Unterrichtskonzepten, die auf die Stärkung von Schlüsselkompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Selbstständigkeit zielen und die für eine erfolgreiche gesellschaftliche und arbeitsweltbezogene Teilhabe von Bedeutung sind. Dies erfordert ein hohes Maß an Handlungsorientierung und gestalterischen Freiräumen im Unterricht. Beispielsweise bietet die Arbeit mit Übungsfirmen die Möglichkeit, betriebswirtschaftliche Prozesse im geschützten schulischen Rahmen und auf spielerische Weise im Klassenverbund zu erleben. Gleichzeitig fördert die Koordinationsstelle die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Partnern, um reelle Kooperationserfahrungen zu ermöglichen.

Nehmen wir an, Sie hätten die ESF-Fördermittel nicht in Anspruch genommen. Was würde in Brandenburg heute fehlen?

Wirtschaftsverbände und andere wirtschaftsnahe Einrichtungen drängen seit einiger Zeit auf die systematische Umsetzung von Projekten zur Entrepreneurship-Education in schulischen Zusammenhängen. Auch im Brandenburger Rahmenlehrplan wird beispielsweise im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik und im Seminarkurs zur Berufs- und Studienorientierung die Umsetzung von unternehmerischen Projekten empfohlen. Laut befragten Lehrkräften fehlen aber passende Fortbildungen, Materialien und Lehrbücher. Nach der von uns vorgenommenen Materialanalyse bestätigen wir diese Einschätzung. Es gibt zwar eine Fülle an Materialien, diese müssen aber an den Bedarf der Unterrichtsfächer angepasst werden. Diese zeitintensive Aufgabe können Lehrkräfte in der Regel nicht leisten. In der Folge befördert die Koordinationsstelle die Entrepreneurship-Education in unterrichtlichen Zusammenhängen beziehungsweise die Integration von Unternehmergeist-
Projekten in den Schulalltag. Des Weiteren wird der erfahrungsbasierte Austausch der Schulen zu diesem Thema unterstützt.

Stichwort Öffentlichkeitsarbeit: Was haben Sie unternommen? Was hat sich bewährt? Was können Sie anderen raten?

Für die Ansprache von weiterführenden Schulen wurden verschiedene Wege genutzt. Schulleitungen erhielten persönliche Anschreiben mit Informationen zu unserem kostenlosen Angebot. Hierbei konnten wir von der Bekanntheit von kobra.net im Land Brandenburg und das damit verbundene Vertrauen in die Qualität unserer Angebote profitieren. Zudem nutzten wir Kontakte des Multiplikatoren-Netzwerks, das im Rahmen unserer langjährigen Schülerfirmenarbeit aufgebaut und gepflegt worden ist. Besonders erfreulich ist allerdings die hohe Zahl an Schulen, die wir mithilfe unseres Rundbriefes erstmalig für ein Angebot unseres Bereichs gewinnen konnten. Zur Sicherung des Wissenstransfers entschieden wir, die im Projekt entstehenden Materialien zur Unterrichts- und Schulentwicklung zum Download auf unserer neu eingerichteten Projektwebsite zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise können auch die anderen Schulen, denen für die Teilnahme an Fortbildungen zum Beispiel zeitliche Ressourcen fehlen, von unserer Projektarbeit profitieren.

Das Projekt läuft seit September 2015. Können Sie schon einige Ergebnisse verzeichnen?

Die Vielzahl an positiven Rückmeldungen und Interessensbekundungen für unser Projekt verdeutlicht den landesweiten Bedarf an Beratungs- und Qualifizierungsangeboten zur Entrepreneurship-Education an Brandenburger Schulen. Aus Telefonaten mit Schulleitungen und Lehrkräften erfuhren wir, dass die Ausgangslagen an den interessierten Schulen äußerst heterogen sind. Dies bestärkt uns in der Absicht, individuell auf die Schulen zugeschnittene Fortbildungen zu konzipieren und langfristige Begleitungen zu realisieren.

Quelle „BRANDaktuell-ESF-Newsletter Brandenburg“