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Aus der Praxis

BMWK-Lehrerforum „Unternehmergeist in die Schulen“

Das BMWK-Lehrerforum 2014 präsentierte sich in bewährter Form: mit einem abwechslungsreichen einführenden Freitagnachmittag (5.12.) und geballter Praxis am Samstagmorgen (6.12.). Neu war der besonders große Zuspruch durch Lehrkräfte und Schulleitungen: Weit über 100 Gäste saßen am Freitagnachmittag pünktlich um 14 Uhr in der Aula des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Begrüßt wurden sie hier von Hans-Peter Breuer, BMWK. Und auch gelobt: „Denn eigentlich hätten Sie ja jetzt schon Wochenende.“

Lehrerforum 2014

© BMWi

Kreativ, teamfähig, verantwortungsbereit

Was ist Unternehmergeist? Auf diese Frage, so Prof. Ilona Ebbers von der Universität Kiel in ihrem Einführungsvortrag, gebe es diverse Antwortmöglichkeiten, je nach Perspektive: der intuitiven (Wie sollten Unternehmer/innen zu Werke gehen?), der demografischen (Welches Alter, Geschlecht usw. haben Unternehmer/innen?) oder der Eigenschafts-orientierten (Welche Persönlichkeits-Merkmale haben Unternehmer/innen: kreativ, teamfähig, verantwortungsbereit usw.?). Wobei sich zu den Persönlichkeits-Merkmalen zwangsläufig die Frage einstellt: Sind diese erlernbar? Die Antwort ist: Ja. Aber, so Prof. Ebbers: „Es bedarf dafür eigener Bildungsangebote, die Kreativität, Teamfähigkeit oder Eigenverantwortung fördern“. Dabei seien diese Eigenschaften nicht etwa nur Mittel zu dem Zweck, irgendwann Gewinne anzuhäufen. „Immer mehr Unternehmergeist-Projekten geht es um mehr Selbständigkeit, z. B. bei der eigenen Lernplanung oder auch um die Nachhaltigkeit und das Soziale bei Schülerfirmen-Geschäftsideen.“

Stundenplan und fächerübergreifender Unterricht

Schülerfirmen fördern Unternehmergeist: Daran besteht kein Zweifel. Das Problem ist nur: Wie kann man Schülerfirmen-Projekte jetzt schon ins reichhaltige Bildungsanbot von Schulen aufnehmen und Lehrerinnen und Lehrer für eine Betreuung gewinnen. Ganz einfach, so Stefan Donnermeyer, Lehrer an den Kaufmännischen Schulen Tecklenburger Land in Ibbenbüren: „Wir haben hier unseren Entscheidungs-Spielraum bei der Gestaltung des Wahlpflichtbereichs ausgenutzt: Schülerfirmen stehen seither auf den Stundenplan“. Im Unterschied dazu werden sie in vielen anderen allgemeinbildenden Schulen als zusätzliche AG angeboten, so etwa an der Luise-Henriette-Oberschule in Berlin. Teilnahme und erfolgreich absolvierte Prüfungen gehen hier mit ins Zeugnis ein, so Lehrer Dieter Radde. Und dafür, dass die Schülerfirmen an der LHO so erfolgreich laufen und hier mittlerweile fester Bestandteil des Bildungsgeschehens sind, gebe es einen weiteren entscheidenden Grund: „Die Vernetzung mit dem Fachunterricht. Es gibt an unseren Schule kein Schulfach, das nicht mit den Schülerfirmen zusammenarbeitet.“

So tickt ein Unternehmer: Unternehmerbefragung

Wie denken und handeln eigentlich „echte“ Unternehmerinnen und Unternehmer? Das wollten fünf Schülerinnen und Schüler der Ulrich-von-Hutten-Oberschule Berlin herausfinden: Marina Rampino, Marie Kaul, Nicole Gudyma, Isabelle Braun und Marvin Hannemann. Begleitet wurden sie von ihrem Lehrer Michael Dannenberg. Ihre Themen: Wie kommt man im wirklichen Leben an Startkapital? Wie geht man mit der Angst um, dass die Rendite nicht reicht? Wie macht man eine professionelle Marktanalyse? Wie organisiert man die Teamarbeit? Die Fragen gingen an Ralf Schulze, Chef der Firma Ice-Guerilla aus Beeskow in Brandenburg, und Dominik Burre, Mit-Gründer der Fahrrad-Firma Möve equipment & design aus Mühlhausen in Thüringen. Apropos Teamarbeit: Da gingen die Erfahrungen der beiden Praktiker ein wenig auseinander. Dominik Burre: „In jedem Team gibt es verschiedene Typen. Darum sollte jeder die Aufgaben übernehmen, die ihm Spaß machen.” „Nicht unbedingt“, hielt hier Ralf Schulze dagegen: „Ihr seid noch ganz frisch am Start. Da ist das erlaubt. Ich bin jetzt seit 10 Jahren selbständig. Und ich bin ein großer Freund einer klaren Aufgabenverteilung. Jeder sollte wissen: Wer macht was. Sonst wird es schwammig.“ Fazit aus Sicht des Lehrers Michael Dannenberg: „Meine Schüler wussten heute genau, was sie bei der Unternehmerbefragung zu tun hatten. Und so macht das Lehrer-Sein Spaß. Wenn man zur Seite treten kann und die Schüler begeistert und in Eigenregie arbeiten.“

Geschäftsmodell baukastenartig zusammenzufügen

„Das Business Model Canvas ist eine Methode“, erklärte Andreas Voss, Concis Group! Hamburg, „mit der man sich einen Überblick über die wichtigsten Schlüsselfaktoren eines erfolgreichen Geschäftsmodells verschaffen kann. Es ist vor allem für Gruppen gedacht und geeignet.“ Entwickelt hat das Business Model Canvas der Schweizer Unternehmer, Dozent und Autor Alexander Osterwalder. Es gilt mittlerweile weltweit als Mittel der Wahl, um innovative Geschäftsmodelle zu finden und veraltete auf den Kopf zu stellen. Andreas Voss: „Dafür benötigt man einen großen Papierbogen. Darauf werden neun Felder eingezeichnet, die jeweils mit den Schlüsselfaktoren für ein Geschäftsmodell bezeichnet werden.“ Beispielsweise Schlüssel-Aktivitäten, Schlüssel-Partner, Kunden-Arten usw. In jedes Schlüsselfaktor-Feld werden nun Klebezettel geklebt, auf die in Stichworten Ideen notiert sind. Der Vorteil ist, so Andreas Voss: „Die Klebezettel lassen sich wieder entfernen, in andere Felder kleben oder ergänzen. Durch dieses visuell unterstützte Vorgehen kann man viele Einzelideen zu einem Geschäftsmodell baukastenartig zusammenzufügen und zueinander in Beziehung setzen, bis ein marktfähiges Modell gefunden ist.“

Schüler, Lehrer und Dritte

Wie wichtig sind für Sie sogenannte Realbegegnungen: wenn also Schülerinnen und Schüler auf Unternehmerinnen und Unternehmer treffen, entweder in der Schule oder im Unternehmen selbst? Diese Frage richtet die Moderatorin der abschließenden Talkrunde, Frau Prof. Barbara Burkhard-Reich, zunächst an Hildburg Kagerer, Schulleiterin der Ferdinand-Freiligrath-Schule in Berlin. Deren Antwort: „Sie sind essentiell. Denn wir verstehen an unserer Schule Bildung immer als Geschehen zwischen Schülern, Lehrern und Dritten. Diese Dritten sind bei uns mittlerweile sehr oft Unternehmerinnen und Unternehmer.“ Weil sie, ergänzte Guido Landreh, Schulleiter an der Reinhold-Burger-Schule, zu vermitteln vermögen, wie Ideen Gestalt annehmen können. „Und weil sie gerade auch Jugendlichen aus schwierigeren sozialen Milieus Orientierungshilfe bieten: Sieh her, ein Mensch, der es zu etwas gebracht hat.“ Wie beispielsweise Jean-Christophe Binetti und seine CONVIS Consult & Marketing GmbH. Wobei diese Rolle für ihn nicht das Motiv ist, als Unternehmer in Schulen zu gehen: „Mit Schülerfirmen machen Schule Wirtschaft. Wenn ich in Schulen gehe, ist es umgekehrt: Wirtschaft macht Schule. Weil ich weiß, wie wichtig Unternehmergeist für das Leben ist. Und weil ich persönlich damit auch einen Teil meiner sozialen Verantwortung übernehme, die man als Unternehmer hat.”

Learning by doing

Schwerpunkt des Praxisvormittags am Samstagmorgen waren schließlich wie immer Workshops mit Einführungen und Trainings einiger Initiativen des Initiativkreises „Unternehmergeist in die Schulen“: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, beachmanager, SchulBanker, JUNIOR, NFTE (Network For Teaching Entrepreneurship), Lab2Venture Plus sowie Jugend gründet. In einem eigenen Workshop wurden die Online-Angebote von www.unternehmergeist-macht-schule.de und das Online-Wirtschaftsspiel BeBoss vorgestellt.

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